Eigentlich habe ich mir den ersten Beitrag für diesen Blog etwas anders vorgestellt. Lebendig, voller positiver Gedanken und über irgendetwas Schönes. Seit Tagen habe ich mir dafür Themen aufgeschrieben und darüber nachgedacht, wie ich den Blog beginnen soll und welches Thema wohl einen guten Eingangsbeitrag hergibt. Gestern, nachdem ich die neusten Nachrichten las, hat sich die ganze Aufregung um den ersten Beitrag erübrigt, da etwas passiert war, über das nicht geschwiegen werden kann. Und wenn eine grausame Ungerechtigkeit das ist, was mich im Moment bewegt, dann geht es nicht anders, als diese umgehend zu thematisieren.
In der neuseeländischen Stadt Christchurch verübten gestern mehrere Personen einen geplanten Terroranschlag auf muslimische Gläubige, welche sich für das Freitagsgebet in zwei Moscheen versammelten. Dort wurden 49 Personen durch mehrfache und gezielte Schüsse getötet und 48 Personen verletzt. Einer der Täter filmte und streamte sein Eindringen in die Moschee und die Hinrichtung jener Personen, welche gekommen waren, um zu beten.
Die Kaltherzigkeit, die die Täter an den Tag legen konnten, überrascht mich angesichts der Geschehnisse in der Welt nicht mehr. Zu viel Gewalt findet heutzutage hindernislos ihren Weg in die Welt und etabliert sich nicht selten als wichtiges Mittel, die eigene Ideologie durchzusetzen. Wie auch in diesem Fall. In diesem Fall war es vermutlich der Hass, der einen Menschen derart beeinflussen kann, dass er imstande ist, anderen ins Gesicht zu blicken, seine Waffe auf sie zu richten und ohne zu Zögern eine handvoll Patronen durch ihren Körper zu schießen. Für mich ist dieser Gedanke nicht nur unerträglich, sondern auch sehr schwer zu verstehen.
Ich bin wütend und frustriert. Es geht um so viel Leid, das hätte verhindert werden können, wenn der Hass nicht die Herzen einzelner Menschen erfüllt hätte. Aber wie lassen sich solche Geschehnisse überhaupt verhindern?
Ich merke, dass ich nicht nur Wut für die Täter empfinde. Ich empfinde auch Mitleid. Wer so viel Hass in sich trägt, muss im Leben gelitten haben und enttäuscht worden sein. Zumindest denke ich, dass das in sehr vielen Fällen der Fall ist. Und damit liegt ein Teil der Verantwortung auch bei jenen, die zu der Radikalisierung dieser Menschen beigetragen haben. Und auch beim System, das nicht vorsieht, gewisse wichtige Hilfestellungen zu bieten, sodass einige Menschen auf sich allein gestellt und manchmal ohne Perspektive das Leben bestreiten müssen. Es gibt viele Schicksale, die dazu führen, dass Menschen zu Tätern werden…
Das Gefühl der Wut kommt zurück, aber diesmal richtet sie sich nicht auf die Täter, sondern auf die Tatsache, dass es immer mehr Menschen gibt, welche durch Propaganda und Manipulation davon überzeugt werden können, eine bestimmte Gruppe zu hassen und dieser mit Gewalt zu begegnen. Wie kann es sein, dass so etwas in unserem Zeitalter wieder an Zulauf gewinnt? Wo ist der menschliche Verstand geblieben? Und wo die Empathie, die Liebe zum Nächsten?
Es ist wirklich Zeit, dass der Mensch seine Rechte kennt, für sie einsteht und diese auch einfordert. Es ist Zeit, bei solchen Geschehnissen nicht tatenlos zuzusehen, die Zeitung umzuschlagen und das Ganze zu verdrängen. Wir müssen aktiv werden und Ungerechtigkeiten aussprechen, auf sie aufmerksam machen, unserem Unmut Ausdruck verleihen und dadurch zeigen, dass Hass keine Option für eine funktionierende Welt ist. Wir müssen uns wehren- als Menschheit, die für die Menschlichkeit einsteht.
Und vor allem müssen wir bei uns selbst anfangen. Jeder Mensch. Vor allem ich. Mit meinem Verhalten kann ich meine Umgebung beeinflussen. Ich kann ihnen Vorurteile nehmen und Liebe schenken- und das bereits durch ganz kleine Dinge im Alltag. Ich kann meine Stimme erheben und einen Blog schreiben. Ich kann eine Mahnwache organisieren. Ich kann Unrecht thematisieren und Menschen damit konfrontieren. Ich kann so vieles, wenn ich nur den Willen dazu habe.
Fangen wir bei uns selbst an.
Sehr schön
Danke für diesen wichtigen ersten Beitrag. So schnell werden wir dieses Geschehen sicher nicht vergessen können. In Düsseldorf wird es kommenden Samstag einen Trauermarsch geben. Ich hoffe sowas gibt es auch in deiner Nähe 🙂
Liebe Hatice, ich habe zu danken!
Das ist toll, dass so etwas bei euch stattfindet! Ich hoffe, dass viele Menschen diese Gelegenheit nutzen werden. Wir sind momentan auch dabei, eine Mahnwache für nächste Woche zu organisieren.