Sonntag, den 14.05.23, 08.30 in der Früh.
Ich sitze auf einer kleinen Mauer, die Sonne mir wohlig den Rücken wärmend, vor mir der unheimlich schöne Dieksee, der eine so faszinierende Ruhe ausstrahlt. Die Vögel zwitschern in einem lautstarken Konzert die Umgebung des Sees wach und kündigen stolz an: Der Frühling ist endlich auch hier vollends angekommen! Entenfamilien schwimmen und laufen an mir vorbei, ebenso gut gelaunte Spaziergänger, die die herrliche Luft und den atemberaubenden Ausblick an diesem Kurort genießen und in Richtung Wald unterwegs sind. Auch ich entdeckte den Wald, bevor ich mich hier auf die Mauer setzte und bin noch immer tief gerührt von seiner unfassbaren Schönheit: die majestätischen, alten Laubbäume mit ihren langen, filigranen Verästelungen und ihren dicken, hohen Stämmen lagen inmitten kleiner Teiche, die versuchten, das kunstvolle Bild der Bäume genauso schön wiederzugeben und selbst den Boden zu einem Blättermeer zu machen. Ich verstand sofort, weshalb sie hier als „Spiegelteiche“ bekannt wurden. Der Blick nach oben, durch die Baumkronen gen Himmel erinnerte mich daran, wie fein doch alles in dieser Welt aufeinander abgestimmt ist und sich in einem immer wiederkehrenden Muster in der Schöpfung zeigt: Die Bäume erinnerten mich mit ihren immer dünner werdenden Verästelungen und den Sauerstoff spendenden Blättern mehr denn je an unsere eigene Lunge- eine einfache, ergreifende Ähnlichkeit, die mich in diesem Moment an die Schönheit dieser perfekten Ordnung erinnerte. Wenn die Schöpfung bereits so unfassbar schön ist- wie schön ist dann ihr Schöpfer?
Und vielleicht sollten wir alle wieder mehr über diese Schönheit reden und unser Sein mehr danach ausrichten. Zumindest ich möchte es wieder versuchen.
Auf diesen Gedanken brachte mich eine neugierige, ältere Dame, die an mir vorbeilief, als ich am See saß und schrieb. Sie sagte: Ein wunderschönes, romantisches Bild geben Sie hier ab, wie Sie dort in der Sonne am Ufer sitzen und schreiben!“ Wir kamen ins Gespräch und es stellte sich heraus, dass sie selbst sehr gerne Texte und Gedichte schrieb und dazu auch gern malte. Dafür hatte sie immer Papier, Stift und auch einen kleinen Aquarellkasten dabei. Einige ihrer Werke zeigte sie mir ganz stolz auf ihrem Handy. Ich erzählte ihr auch davon, dass ich in letzter Zeit nicht mehr viel geschrieben und gemalt habe, woraufhin sie mir riet, damit nicht aufzuhören und es wieder aufzunehmen. „Immer weiter machen, das tut uns gut!“ meinte sie sinngemäß. Sie selbst befand sich ganz in der Nähe in Reha und spazierte seit drei Wochen jeden Tag hier entlang, nachdem sie eine Hüft-OP hinter sich gebracht hatte. Diese kleine Begegnung inspirierte mich, wieder mit dem Schreiben anzufangen und meine Gedanken aufs Papier bzw. auf den Bildschirm zu bringen. Hier bin ich also wieder, mit einem neuen Funken und der Hoffnung, mit meinen Texten Nutzen, Inspiration oder auch ein Lächeln auf euer Gesicht zu bringen.